Gerhard F. Heuschen
Geb. 1934 in Walhorn b. Eupen, gestorben 2010 in Tongeren. Studierte Jura und Sprachen in Löwen. Arbeitete als Übersetzer, Text-Laborant und PR-Assistent in Brüssel, Zaventem und Bergen-
Terblijt (NL). Zuletzt wohnhaft in Bilzen (B). Veröffentlichte seit den 60er Jahren Gedichte und Texte in Zeitschriften und Anthologien. Schrieb vorwiegend Lyrik und Kurzprosa. Mitarbeiter
des KRAUTGARTEN seit 1984. Seit 1985 Herausgeber der Frontblätter. Mit-Initiator des Konzepts Grenzwerte bei KRAUTGARTEN und des Programms Blickpunkt Österreich (März 1992).
Veerle Rooms
Geb. 1947 in Sint-Niklaas. Künstlerin in Berchem (Antwerpen). Dozentin an der Karel-de-Grote-Hogeschool Antwerpen von 1970 bis 2002.
Vorwort von Bruno Kartheuser (Auszug)
DIE SEELE, SOLL SIE SICH KENNEN …
„Auge in Auge mit Namarrgon, dem Herrn der Blitze zwischen Himmel und Erde“ – so ist die Grafik überschrieben, die den Leser auf der Titelseite dieses Buches anblickt. Dieses Bild umschreibt auch die Position des Dichters Gerhard Heuschen in seinem letzten Lebensjahr, als die Krankheit ihn belagerte und schließlich bezwang. Sie hat ihn bezwungen, aber nicht ohne seine Gegenrede, nicht ohne dass er seine Sätze ein letztes Mal dichterisch formulierte, wie er es sein Leben lang getan hat.
Mit seinem intensiv gepflegten Schreiben von März bis Dezember, meist im Krankenhaus, hat Gerhard Heuschen noch einmal die Akzente bekräftigt, die seine Freunde und Leser aus seinen früheren Veröffentlichungen, in den „Frontblättern“, in KRAUTGARTEN und von zahlreichen öffentlichen Auftritten in der Erinnerung behalten haben. Als langjähriger Weggefährte – Gerhard Heuschen war Autor und Mitarbeiter des KRAUTGARTEN seit 1984 – kannte ich seine Themen, seine Schlüsselworte, seine Thesen, den Duktus seiner Sprache, und war und bleibe fasziniert von seiner Leidenschaft für das dichterische Wort. Die Lektüre seiner Notate des letzten Lebensjahres bestärkt mich erneut in der Auffassung, dass ein Autor ein Leben damit verbringt, die ersten Bilder und Gedanken, die ihn in der Jugend zum Schreiben veranlasst haben, immer neu zu variieren, zu vertiefen, zu hinterfragen, im Sinne einer Landnahme seiner inneren Welt. Das Schreiben ist ein fortschreitendes Grübeln über die Wurzeln und die eigene Bestimmung, ein Ausloten der Möglichkeiten, die dem denkenden, liebenden Menschen gegeben sind, um seine Kondition so umfassend wie möglich zu ergründen und zu humanisieren. Daher haftet Heuschens letzten Schriften – über das Fragmentarische und die aufgezwungenen Einschränkungen hinaus – eine anrührende Ausstrahlung von Tiefe und Meisterschaft an. (…)
Jorgos Seferis schrieb: „Die Seele, soll sie sich selber kennen, dann im Blick auf auch eine Seele.“ So muten mich Gerhard Heuschens Texte an wie eine in den Ozean gesetzte Flaschenpost, hoffend auf den Austausch und das Verstandenwerden durch eine andere Seele.
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