Jürgen
NENDZA
GEDICHTE
SINGENDE
KIRSCHEN
oder Tumulte der Stare in deiner Kopfvoliere,
durch die sich die Vogelschar fortrollt.
Ein in
sich kreisendes schwarzes Loch,
saugend am Himmel, das plötzlich zerfliegt
über dem metallischen Fließband
Straße,
deren Maße du trägst:
Kilometerstein, Konjunktion und Kreuzung. Dein Kopf
eingeschirrt
ins folgerichtige Denken: Ja
oder nein,
dein Brutkasten,
die glühende Spirale der Heizsonne.
Das Einschalten, Ausschalten so einfach
und sterbenskalt
jedesmal
die Klinke beim Öffnen der Tür.
Dahinter Tumulte, Schnee. Die Landschaft Wort
für Wort
unterbrochen.
*
WINTER,
DIE KÄLTE, DAS HOLZ. Schwieriger
werden die Türen. Von der sommerlichen Geographie
unserer Körper morgens dieser Beweis:
lachige
Flecken, geschlossene Kreise. Die Tischdecke
entwickelt, eine sich fortsetzende Korrespondenz
im langen Atem alter Motive. Hier,
ihr Scheitern,
die Standpunkte
der Gläser zwischen verschütteter Wut,
und immer verschwindet die Vielfalt im Augenblick
einer Perspektive.
Unser schattiges Fresko
aus Rotwein also. In seiner Grundierung
deine Stimme, die noch einmal, hell
vor Erwartung,
hochsirrt aus den Verstecken
der Sätze: Das Schiff in deinen Augen
passiert das Weiß, und ich sehe wieder Sand
durch deine
Finger gleiten, wie ein Gespräch,
das sich darin gefällt, Klarheit zu suchen.
Und nun dieses Frühstück im Winter,
ein Gemälde
vergeblicher Wäsche.
[Mehr Gedichte
von Jürgen NENDZA, sowie Gedichte von Leo GILLESSEN, Ingo JACOBS,
Jacques IZOARD - Selcuk MUTLU, Gaston JUNG sowie eine Prosa von Roger
MANDERSCHEID sind in KG 41 zu finden.
Das Buch
OSTENDE IST NICHT OSTIA - OSTENDE N'EST PAS OSTIE erscheint im Dezember
2002 in der edition KRAUTGARTEN]